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Reflect Missile (DSiWare)
Wenn es bei der DSiWare ein Genre gibt, welches besonders ausgeprägt ist, dann wohl das Puzzle- beziehungsweise Denkspielgenre. Allen voran sei hier die Art Style-Serie genannt, die, obwohl eigentlich nur ein Port der unter dem "Bit-Generations-Label" erschienenen Retail-Titel, für regelrechte Begeisterungsstürme gesorgt hat. Im Zuge dessen sind auch die beiden Studios, die für die Spiele verantwortlich zeichnen, zu einer Art "Qualitätssiegel" avanciert. Aber während es um "Skip", die fast die gesamte Serie auf ihrem Konto haben, recht still geworden ist, sorgt "Q-Games" weiterhin für Furore. Mit "Starship Patrol" haben sie im Tower-Defense-Sektor neue Maßstäbe gesetzt. Unser Test wird klären, ob es ihnen mit "Reflect Missile" im Segment der "Arkanoid-Artigen" auch gelingt.

Das Spielprinzip klingt reichlich unspektakulär: Ziel des Spiels ist es, mit einer vorgegebenen Anzahl an Schüssen alle vorhandenen Ziele zu zerstören. Wie bei dem geistigen Vater feuert man hierzu vom unteren Bildschirmrand auf seine Ziele. Wo allerdings "damals" noch mit einer Kugel gearbeitet wurde, die unbegrenzt oft abprallte, verschießt man heute Raketen, die lediglich bis zu fünf Mal reflektiert werden. Doch nicht genug, die Ziele sind von neutralen Blöcken umgeben, die man erst aus dem Weg schaffen darf. Je nach Kategorie des Levels muss mit drei, fünf oder sieben Schuss möglichst ökonomisch gehaushaltet werden, so dass man es im Idealfall schafft, bereits mit dem ersten Versuch eine möglichst optimale Ausgangslage für die Folgenden zu ebnen.

Das notwendige "Über-die-Bande-Spielen" wird dadurch erleichtert, dass die Flugbahn der Rakete sowie deren ersten zwei bis drei Abpraller, durch eine gepunktete Linie dargestellt werden. Jeder, der schon einmal die Fernsehübertragung eines Snooker-Spiels gesehen hat, weiß was gemeint ist. Um zu zielen, fährt man mit dem Touchpen über den Touchscreen, bis die gewünschte Position erreicht ist. Verharrt man einen kurzen Moment in dieser, wird die gepunktete Linie fett dargestellt, was soviel wie die Anvisierung des Ziels bedeutet. Entfernt man nun den Stift vom Schirm, wird die Rakete abgefeuert. Doch hat man sich keineswegs auf das Verschießen von einzelnen Flugkörpern beschränkt: Meist wollen zwei, drei, manchmal sogar bis zu sechs Geschosse gleichzeitig koordiniert werden. Der Clou dabei ist, dass alle unter dem gleichen Winkel abgefeuert werden, was heißt, dass der Spieler, um möglichst effektiv zu "arbeiten", einiges an Aufmerksamkeit, Koordination und Konzentration aufbringen muss.

Eine kleine Hilfe bei diesem Unterfangen sind die zwei Spezialraketen, der "Bohrer" und der "Bomber". Nomen est omen, bohrt sich der Bohrer durch bis zu fünf Blöcke, bis er in einem kleinen Feuerwerk sein Dasein beendet. Der Bomber hingegen sprengt alle an sein Ziel angrenzenden Blöcke. Diese "Specials" gehören entweder zur Grundausstattung des Waffenarsenals eines Levels oder man schaltet sie durch das Treffen bestimmter Item-Blöcke frei. Auf diese Weise lassen sich auch noch Multiplikatoren, die die Anzahl der Raketen für einen Schuss verdoppeln oder Upgrades zu "Superraketen" erspielen. Taktisch klug eingesetzt, darf man so seinem Zug EINEN speziellen Zusatzeffekt verleihen. Aber auch sonst tummeln sich neben den gewöhnlichen "Standardblöcken" noch diverse Sonderblöcke auf dem Topscreen: Manche benötigen zwei Treffer, um eliminiert zu werden, andere sind gar unzerstörbar, wieder andere teilen die Rakete in zwei auf, die in entgegengesetzte Richtungen weiterfliegen, und der Bombenblock sprengt, ähnlich wie der Bomber, all seine Nachbarfelder.

Im Lauf der insgesamt 230 (!) Levels entwickelt sich schon fast so etwas wie eine Sucht nach diesem, obwohl eigentlich recht einfachen, aber vielleicht gerade deswegen einfach genialen Spielprinzip, so dass man - einmal angefangen -, nicht mehr damit aufhören möchte. Und der geradezu vorbildliche Umfang garantiert viele Stunden der Knobelei. Wahre Könner dürfen sogar auf Medaillen-Jagd gehen, was schlussendlich die ultimative Herausforderung darstellt: Jedes Level muss mit mindestens einem Schuss weniger als maximal erlaubt abgeschlossen werden, damit man einen Orden bekommt.

Jeden, dem Q-Games keine Unbekannte ist, verwundert es nicht, dass "Reflect Missile" keine neuen grafischen Maßstäbe setzt. Aber wie sonst auch gelingt es ihnen wieder einmal aufs Neue, mit erschreckend geringen Mitteln eine einzigartige Spielwelt zu erschaffen, an der man sich nicht im Geringsten stößt. Den Hintergrund des Spielfelds bildet eine Punktmatrix, auf der, wie bei einem Radargerät, vereinzelte Punkte vorüberziehen. Aus solchen Punkten setzen sich auch die Raketen und deren "Umfeld" zusammen. Der Rest des Schirms wird, fast im Gegensatz dazu, von scharf abgegrenzten und fein aufgelösten Elementen dominiert. Auffällig dabei ist, dass die einzigen Farben blau, rot und grün, sowie deren Schattierungen zu sein scheinen.
Wie schon im optischen Bereich bleibt man sich auch bei der musikalischen Untermalung selbst treu: Durch das regelmäßige Abwechseln der Musikstücke, sowie der, der sehr entgegenkommenden vergleichsweise kurzen Spielzeit pro Level, schaffen es selbst die wirklichen Hardcore-Spieler nicht, sich an ihnen satt zu hören. Einzig der "Metroid-artige" Jingle am Beginn und Ende einer jeden Stage bleibt der einzig dominante Eindruck. Man könnte sich auch nicht über eine schlechte oder der Konzentration abträgliche Musikwahl beschweren, da man selbst die etwas "quäkende" Funky-easy-listening-Musik keineswegs als störend empfindet.
Obwohl die Steuerung mit dem Touchpen erfolgt, aktiviert man auch hier wieder mit den Schultertasten spezielle Sonderfunktionen. So wird es dem Spieler ermöglicht, wesentlich genauer zu zielen. Leider hat man, egal ob mit oder ohne Nutzung der "L-" oder "R-Tasten", ziemlich oft das Gefühl, als dürfte der Touchscreen ruhig etwas größer sein. Möchte man durch "Abfahren" des Bildschirms alle möglichen Reflektionen sehen, stößt man bald an seine Granzen und zieht es dann doch vor, neu anzusetzen.

Fazit:
Alle Taktik- und Logik-Fans werden sich schon die Finger lecken. Und das auch zu Recht. Auch wenn "Reflect Missile" wieder ein Vertreter der Kategorie "Liebe auf den zweiten Blick" ist, kann man, hat man das genial einfache, aber doch anspruchvolles Spielprinzip für sich entdeckt, nicht mehr von ihm ablassen. Die 500 Punkte sind für jeden, der mit Spielen wie Arkanoid oder Alleyway Spaß hatte, eine wahrlich gute Investition. Der enorme Umfang sowie das anspruchsvolle Medaillensystem machen es schließlich zu einem Langzeitspielspaßkracher. (Michi)

Pluspunkte:
+ Bestechendes Spielprinzip
+ 230 Levels
+ Medaillensystem
+ Guter Sound
+ Anspruchsvolle Levels

Minuspunkte:
- (wie immer) recht minimalistische Grafik
- Kleinere Mängel bei der Steuerung

Note:
Einzelspieler: 8,5

Screenshot 1

Screenshot 2

Preis: 500 Nintendo Punkte

news@mag64.de (10.02.2010)

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