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SWITCH Sonic Mania
 
 
Sonic Mania - SWITCH
Niklas Nowak (23.12.2018)

SYSTEM: SWITCH-PAL
ENTWICKLER: Whitehead
GENRE: Action Jumper
SPIELER: 1-2 Spieler
HANDBUCH: Deutsch
SPEICHER: 5MB
DOWNLOADS: Ja
SCHWIERIGKEIT: 3-10
MP-MODI: Splitscreen
SPRACHHÜRDE: Keine
ALTERSFREIGABE: USK6
5.1/DD/HD: Ja/Nein/720p
TERMIN: Erhältlich
PREIS: ca.90 Euro
KOMPLETTLÖSUNG: Nein
CHEATS / TIPPS: Nein
ONLINE GAMEPLAY: Nein
RETAIL / E-SHOP: Ja/Ja

   
Einleitung....

Das Problem mit dem Vorgang des Melkens ist, dass er häufig dann vorgenommen wird, wenn gar keine Milch mehr vorhanden ist. Oder aber, es wird "lieblos" gemolken, dann ist das Ergebnis nicht zufriedenstellend. Von diesem mangelhaften Melken weiß das Sonic-Franchise ein Lied zu singen. "Sonic und der schwarze Ritter", "Sonic Forces", "Sonic Boom" - die Sonic-Titel der jüngeren Vergangenheit sind maximal noch mittelprächtige Spiele. Mit dem Übergang von 2-D zu 3-D hatten und haben viele Spielereihen zu kämpfen, keiner aber wohl so sehr, wie Sonic.

Irgendwann begriff man dies auch bei Sega und begann damit, des Igels 2-D-Wurzeln zu reaktivieren. Durchaus mit Erfolg, wie Titel wie "Sonic the Hedgehog 4" unter Beweis stellten. "Sonic Mania" stellt einen weiteren Versuch dar, an glanzvolle Platformer-Zeiten aus den 1990ern anzuknüpfen. Ein geglückter Versuch?

Die Hintergründe....

Es ist Sega hoch anzurechnen, dass man sich für die Entwicklung externe Manpower ins Boot holte. Personen, denen mit jeder neuen Sonic-3-D-Gurke das Herz bluten dürfte und die sich dann vielleicht fragten: "Sega, wieso lasst ihr uns nicht ran?". Das hat Sega getan und für "Sonic Mania" Fan-Entwickler wie Headcannon, PagodaWest, Christian "Taxman" Whitehead und TeeLopes angeheuert. Indie-Spieleentwickler Whitehead hatte bereits zuvor mit Sega zusammengearbeitet und ihnen bei der Neuveröffentlichung von "Sonic the Hedgehog 1" und "Sonic the Hedgehog 2" geholfen. Tee Lopes ist in der Szene bekannt für seine Remixes von Videospiel-Soundtracks. Anstatt selbst die Marschroute vorzugeben, hielten sich die Mannen von Sega im Rahmen des gesamten Projekts tatsächlich im Hintergrund, während Whitehead das digitale Zepter in die Hand nahm.

Der Markt der 2-D-Platformer ist mehr als gesättigt, sodass jeder Titel es schwer hat, in dieser Masse herauszustechen. "Sonic Mania" gelingt das zumindest schon mal optisch, spaltet damit sicherlich aber auch die Gemüter. Denn im Gegensatz zu Titeln wie "Owlboy" oder "Ori and the Blind Forest" ist "Sonic Mania" nicht "2-D in schön", sondern "2-D" in alt. Das ist per se nichts Schlechtes, denn 16-bit-Grafik altert bekanntlich besser, als Titel aus der Frühzeit der 3-D-Grafik. Und so fühlt man sich beim Starten von "Sonic Mania" tatsächlich auf eine angenehme Art in die 1990er zurückversetzt. Der Sega-Chor stimmt den Firmennamen an, grelle Farben poppen auf und es gesellt sich ein Soundtrack hinzu, der Synthie-Herzen im Einklang mit dem prächtigen Eurodisco-Beat höher schlagen lässt.

Das Gameplay....

Wenn man in "Sonic Mania" seine ersten Schritte tätigt, scheint es all die verhunzten 3-D-Abenteuer gar nicht gegeben zu haben. Wie eh und je flitzt Sonic durch die "Green Hill Zone", igelt sich zur Hochgeschwindigkeitskugel ein und nimmt Loopings in einem Affenzahn. Das ist es, was vielen 3-D-Teilen fehlt bzw. von ihnen nicht im selben Maße vermittelt werden kann: Dieser ebenso glatte wie brachiale "Highspeed-Rush", der zu Sonic gehört, wie der Zimtzucker zum Milchreis.

Eindeutig profitiert das Spiel hier von seiner gelungenen Steuerung. Sonic bewegt sich genauso, wie man es erwartet und aus Mega-Drive-Zeiten kennt. Auf ein Dash-Festival verzichtet Sega hier, was dem Titel gut zu Gesicht steht. Womit man sich jedoch arrangieren muss, sind die teilweise unausweichlichen Frustmomente. Da rauscht man im Hochgeschwindigkeitstempo durch Loopings und nimmt jeden Bumper mit Bravour, landet im nächsten Moment jedoch unglücklich in einem Gegner und der Highspeed-Trip findet abrupt sein Ende.

Die Level sind bekanntermaßen groß und verfügen über mehrere Ebenen, sodass es ein komplexes Unterfangen darstellt, sich die Levelstruktur einzuprägen. Wer Frustresistenz mitbringt, findet hier eine tolle Herausforderung und wird durch Boni abseits der Hauptwege belohnt. Wer diesen Ehrgeiz jedoch nicht in sich trägt, ist mit anderen Jump'n'Runs mit gemäßigtem Tempo besser bedient.

Grafik & Technik....

Die Bonus-Abschnitte, die man zwischendurch absolviert, sind in Pseudo-3-D gehalten und somit ebenfalls ein Gruß an die 1990er. Wie auf Schienen prescht Sonic durch eine Art Parcours, es obliegt dem Spieler, im richtigen Moment auszuweichen und zu springen, um so viele Ringe wie möglich einzusammeln. Auf die reine Praktikabilität bezogen, sind diese Abschnitte deutlich schlechter gealtert, als die 2-D-Stages. Letztere wirken butterweich und so, als habe man die volle Kontrolle. Im direkten Vergleich wirken die Bonus-Abschnitte dagegen etwas behäbiger und langsamer - so, wie Pseudo-3-D-Grafik in den 1990ern nun mal war. Man könnte es den Entwicklern hier vorwerfen, diese Abschnitte dennoch ins Spiel integriert zu haben. Ich glaube allerdings, dass sie gerade wegen der besagten Mängel nicht auf diese Abschnitte verzichten wollen. Echte Retro-Enthusiasten genießen diese vermeintlichen Unzulänglichkeiten und erfreuen sich an grobpixeligen Palmen und Hintergründen, die eine Melange aus Rosa und Türkis zelebrieren. Alle anderen werden sich vermutlich abwenden.

Grafisch gefällt "Sonic Mania" vor allen Dingen ob seines schönen Parallax-Scrollings. Das hätte das Mega Drive in diesem Maße damals mit Sicherheit nicht so hinbekommen. Das macht sich vor allen Dingen in späteren Stages bemerkbar, wie zum Beispiel dem üppig bewachsenen Urwald. Oder auch im Wilden Westen, wo man gar in einer fahrenden Dampflok sein Geschick unter Beweis stellt. Technisch und optisch sind das eindeutig die Glanzmomente von "Sonic Mania".

Die Spielmodi....

Neben dem Hauptmodus, der den durchschnittlichen Spieler etwa fünf Stunden beschäftigt, existieren noch ein Duell- und ein Time-Trial-Modus. Beim Duell-Modus wird das Bild leider etwas gequetscht, womit man sich erst einmal arrangieren muss, sofern man denn gegen einen Freund antreten möchte. Der Time-Trial-Modus ist ein nettes Beiwerk, aber nicht mehr. Interessanter ist da schon, dass im Hauptspiel jederzeit ein zweiter Spieler einsteigen kann, um die Kontrolle von Sonics Kumpel Tails zu übernehmen. In der Praxis erweist sich dies ob des hohen Tempos aber als schwierig. Am ehesten ist die Unterstützung durch einen menschlichen Mitspieler noch in langsamen Passagen von Nutzen, also zum Beispiel bei Bosskämpfen.

Fazit....

"Sonic Mania" macht Spaß. Das ist schon mal das Wichtigste und unterscheidet diesen Titel von vielen kontemporären Abenteuern des blauen Igels. Wer in 2-D-Welten eintauchen möchte, die mit butterweichen 60 fps an einem vorbeirauschen und der Geschwindigkeit des stacheligen Protagonisten in nichts nachstehen, findet hier mehrere Stunden schnörkellosen Spielspaß. Der Wiederspielwert ist recht hoch, denn die komplexen Level laden zu einem erneuten Besuch ein. Optisch und akustisch haben die Entwickler hier wirklich gute Arbeit geleistet. Die Frustmomente, die "Sonic Mania" ob seiner hohen Geschwindigkeit mit sich bringt, machen für die einen gerade den Reiz aus, während wenig geübte Spieler an dieser Stelle davor gewarnt sein sollten. Für die Bonus-Abschnitte gilt ähnliches: Retro-Fans wird vermutlich das Herz aufgehen, während alle anderen die Augen verdrehen und diese Abschnitte einfach "aushalten". Ungeachtet dessen, dürfte es jeden Liebhaber von althergebrachten Jump'n'Runs freuen, dass Sonic es tatsächlich noch schafft, auf dem Bildschirm für Spielspaß zu sorgen. Ganz simpel, schnell und ohne Rücksicht auf Verluste - ebenso wie damals, in den 1990ern…

 

+ schnörkellos schneller Jumper
+ Retro-Optik mit Parralax-Scrolling
+ Sound mit Synthie- und Eurodisco
+ große Level laden zum Erkunden ein
- Frustmomente bei hohem Speed
- Bonus-Abschnitte nur für Cracks
- MP und Time-Trial eher Beiwerk

GRAFIK: 70%

SOUND/EFFEKTE: 80%

MULTIPLAYER: 60%

GESAMTWERTUNG: 79%

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