Einleitung....
Auch der letzte Titel im "Sims"-Reigen für das Jahr 2005 machte Station im Mag'64-Testlabor und wurde hier auf Herz und Nieren gespielt. Wie bekannt sein dürfte, handelt es sich bei den "Sims"-Spielen in Sachen Umfang um echte Brocken! Vor allem das Endlos-Spiel kann den geneigten Spieler für dutzende von Stunden an den Bildschirm fesseln. Kein Wunder, dass sich selbst in meinen Träumen die Sims zu einer Fete treffen, um meine Bude auf den Kopf zu stellen ;-) . Mit "Die Sims 2" kehrt die erfolgreichste Spiele-Serie der Welt zu ihren Ursprüngen zurück. "Die Urbz - Sims in the City" sollte wohl eine Ausnahme bei EA darstellen. Hatten die Handheld-Versionen insofern noch Lob ernten können, dass die Bedürfnisse so gut wie wegrationalisiert wurden, offenbarte der Gamecube-Ableger, immer noch acht unterschiedliche Bedürfnisse auf der Agenda, um welche sich der Spieler kümmern muss.
Menus und die Story....
Im Gegensatz zu den Handheld-Versionen, die alle beide eine eigene Storyline verpasst bekamen, fehlt dem Gamecube-Titel eine eigentliche Story. Vielmehr trumpft "Die Sims 2" mit der Tatsache auf, dass - gegenüber den Vorgängern - von allem etwas mehr im Spiel enthalten ist. Unzählige Outfit-Konbinationen werden Euch stundenlang vor den Bildschirm fesseln, um den optimalen, individuellen Charakter-Spieler zu erschaffen. Hunderte an verschiedenen Objekten offenbaren ein reichhaltiges Sammelsurium der kuriosesten Einrichtungsgegenstände, die man seit langem erlebt hat. Auch hier dürfte für jeden Geschmack etwas enthalten sein - ausgiebigen Einrichtungssessions steht also nichts mehr im Wege! Neu hinzugekommen sind eine Vielzahl von Wünschen und Ängsten, welche ein jeder Sim inne hat und die sich nach der anfangs eingeschlagenen Laufbahn (Lebensziel) richten.
Nach einem gelungenen Render-Intro, in welchem Euch das Leben eines Sims visuell dargeboten wird, geht es auch schon ins Hauptmenü, welches durch den "Story-Modus", den "Freier Wille-Modus" sowie die "Mitwirkenden" repräsentiert wird. Typisch für "EA"-Spiele wurde "Die Sims 2" ein 60-Hertz-Modus verwehrt, auf der Memory Card werden 147 Speicherblöcke in Anspruch genommen. Mit einer üblichen 59-Seiten-Karte werdet Ihr bei den Sims also nicht weit kommen, da Euer Spielstand nicht gespeichert werden kann. Weiterhin problematisch ist die Sache mit den zwei Spiel-Modi. Innerhalb des "Story-Modus" steuert Ihr verschiedene Charaktere einem roten Faden entlang durch das riesige Abenteuer. Der "Freier-Wille-Modus" hingegen lässt dem Spieler freie Bahn zu tun und lassen was er sich will. Ihr wollt heiraten? Kein Problem - baggert ein weibliches Objekt in Eurer näheren Umgebung an, umschwärmt sie, flüstert Ihr Komplimente ins Ohr oder tragt sie auf Händen durch die Wohnung! Irgendwann werdet Ihr hoch in ihrer Gunst stehen - die Heirat ist also nicht mehr weit entfernt.
So weit, so gut! Spätestens wenn es ans Speichern geht, wird Euch das Lachen aber vergehen! Denn je nachdem welchen Modus Ihr auch verewigen wollt - der zuvor gespeicherte Spielstand wird restlos überschrieben. Habt Ihr beispielsweise Euer Alter Ego über Stunden im "Story-Modus" begleitet, wird dieser Spielstand durch das Endlos-Spiel einfach gelöscht… Und glaubt mir: Diese Erfahrung ist wahrlich bitter und alles andere als motivierend. Somit müsstet Ihr Euch knappe 300 Seiten auf zwei verschiedenen Memory Cards reservieren, um in den Genuss beider Spiel-Modi zu kommen.
Das Gameplay....
Ganz gleich welchem Modus Ihr Euch letztendlich widmet, die grundsätzliche Spielmechanik bleibt im Grunde genommen gleich. Anfängern dürfte anfangs die geballte Steuerung entgegen dem Strich laufen. Zwei verschiedenartige Steuerungsvarianten sind in "Die Sims 2" enthalten unter denen Ihr wählen dürft. Mit der direkten Steuerung bewegt Ihr Euren Sim ohne Schwierigkeiten in der Umgebung umher, erledigt kleinere Aufgaben und lasst ihn Gespräche mit Mitmenschen führen. Die klassische Steuerung erlaubt Euch Euren Sim PC-typisch über den Bildschirm zu befehligen, ganz so als würdet Ihr mit einer Maus steuern. Alle Befehle können hintereinander aufgetragen und somit nacheinander abgearbeitet werden. Im Vergleich schneidet die direkte Steuerung besser ab, da das Spielgefühl einfach intensiver auf den Spieler übertragen werden kann. Die klassische Steuerung wirkt hingegen etwas dröge, hat jedoch den Vorteil, mehrere Aufträge auf eine Art Warteliste zu stellen, die Euer Sim dann mit der Zeit erledigt.
Wie bei jedem Sims-Spiel solltet Ihr Euch zu Beginn Eurer Karriere ein Ebenbild nach Lust und Laune erstellen. Im Vergleich mit den Handheld-Versionen sind die Möglichkeiten auf dem Gamecube immens, die Outfits in unzähligen Varianten im Spiel vorhanden. Als Spieler dürft Ihr Euch über Eure Proportionen Gedanken machen, verpasst Eurem Alter Ego einen stylishen Bart oder deckt seinen muskulösen Körper mit trendigen Tattoos ein. Natürlich sollte eine passende Frisur und ein gepflegtes Äußeres gewählt werden, irgendwie sollt Ihr ja auch beim anderen Geschlecht landen können. Und selbst gleichgeschlechtliche Flirts sind in "Die Sims 2" kein Problem! Modische Brillen verleihen Eurem Alter Ego den VIP-Status, angesagte Jacken und elegante Schuhe setzen Akzente bei anderen Sims-Charakteren. Ganz gleich wie Ihr Euch auch kleidet, in kaum einem anderen Spiel gibt es derart viele Möglichkeiten unterschiedlich aufzutreten. Von Bedeutung ist zudem das Festlegen Eurer zukünftigen Laufbahn (Kreativität, Wissen, Vermögen, Romantik, Popularität), da die Wünsche und Ängste, die ein jeder Sim hat, hiervon beeinflusst werden.
Die Liste der Wünsche und Ängste wird im linken Bildschirm eingeblendet und zeigt in Form von kleinen Bildern, was sich Euer Sim sehnlich wünscht respektive vor was er Angst hat. Jeder erfüllte Wunsch lässt Eure Grundbedürfnisse ansteigen. Ebenso wirkt sich das Erfüllen von Sehnsüchten positiv auf den Jobstatus aus. Somit steigt Ihr leichter auf der spielinternen Karriereleiter nach oben, gewinnt soziales Ansehen und verdient eventuell den einen oder anderen Simoleon zusätzlich. Einen wunschlos glücklichen Sim wird es in dieser Form wohl niemals geben, dennoch erhaltet Ihr für jeden erfolgreich erfüllten Wunsch Laufbahnpunkte, die wiederum neue Objekte im Kauf-Menü frei schalten.
Da die Wünsche Eurer Sims in unterschiedlichen Ausführungen existieren, ist eine nähere Erläuterung an dieser Stelle nicht verkehrt. Normale Sehnsüchte beeinflussen zwar oben genannte Punkte, bringen Euch jedoch in der eigentlichen Story kein Stück voran. Um die Hintergrundgeschichte fortzuspannen, müsst Ihr Goldwünsche erfüllen, die teilweise vom Anspruch her höher, dennoch machbar sind. Platinwünsche hingegen schalten einen neuen Schauplatz frei, so dass das Umfeld Eures Sims erweitert wird. 16 Schauplätze werden auf diese Art und Weise frei zugänglich. Nur schade, dass einige Wünsche die Herangehensweise offen lassen.
Die Sims bauten schon seit Anbeginn ihrer Ära auf der Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse auf. Genau dieser Punkt war es auch, der viele Spieler in den Wahnsinn trieb, da selbst nach 30 Stunden Spiel immer noch ständig auf die Toilette gerannt werden oder wieder einmal ein Tänzchen vor dem Radio abgehalten werden musste, nur um das Spaß-Bedürfnis zu stillen. Demnach überkam mich ein Begeisterungssturm, als ich feststellen durfte, dass das Bedürfnis-System auf den Handhelds deutlich reduziert wurde. Bei "Die Sims 2" für den Gamecube blieb jedoch der Großteil beim Alten. Immer noch müssen acht Grundbedürfnisse (Harndrang, Spaß, Schlafen, Raum, Komfort, Hunger, soziales Leben, Hygiene) gestillt werden, es gibt keine Energieleiste, die alle Bedürfnisse miteinander vereint. Derweil würde diese Tatsache dem Spiel so gut tun. Nicht umsonst wurde die übliche Vorgehensweise bei den Handheld-Versionen gründlich überarbeitet.
Eine zusätzliche Laune-Leiste zeigt das Wohlergehen Eures Schützlings an. Hat Euer Sim einen ständigen Drang das stille Örtchen aufzusuchen und Ihr verwehrt ihm diesen Wunsch, ist es kein Wunder wenn dem virtuellen Charakter die Düse geht. Außerdem wird es Eure Mitbewohner nicht gerade erfreuen, wenn Mister Miesepeter wieder einmal vor das Bett seiner Angebeteten pinkelt! Solche Situationen solltet Ihr tunlichst vermeiden! Hat Euer Sim Hunger und krümmt sich bereits vor schmerzenden Magenkrämpfen, wird es Euch angeraten ihm etwas Essbares zuzustecken. Gleichgültig ob Ihr zum nächsten Kühlschrank eilt oder nur einen Snack für Zwischendurch zu Euch nehmt: Euer Hunger wird gestillt. Jedoch habt Ihr neuerdings auch die Möglichkeit zu kochen und Euch Euer Wunschmahl nach Eurem Gutdünken zusammen zu stellen. Vier Zutaten gilt es dann zu mixen, die die unterschiedlichsten Auswirkungen auf Euren Sim haben. Eine üble Magenverstimmung ist mit Sicherheit nicht zum Lachen, ebenso können sich die Fähigkeiten Eures Sims aber auch dementsprechend verbessern, dass er sich beim nächsten Flirt wesentlich schneller in sein Gegenüber verliebt.
Überhaupt ist es wichtig die sozialen Kontakte zu pflegen, um mit der Umwelt gut auszukommen. Gespräche lassen es zu verschiedene Themen (Witz machen, flirten, Elektrohand ;-) , kämpfen, schlagen, küssen,…) anzuschneiden, die unter Umständen Beziehungspunkte auf Eurem Konto verbuchen oder aber die Missgunst Eures Gegenübers auf Euch ziehen. Längere Gespräche verändern schon mal die Art der Beziehung: Aus einem schlichten Bekannte wird beispielsweise ein Busenfreund, auf der anderen Seite könnt Ihr Euch aber auch einen regelrechten Erzfeind "heranzüchten".
Um im sozialen Rang die Leiter nach oben zu steigen, gilt es, Euch Fähigkeiten (Kreativität, Kochen, Charisma, Mechanik, Logik, Sauberkeit, Körper) anzueignen, die zum einen in der Jobbeförderung von Vorteil sein können, zum anderen auch für die Erfüllung von Wünschen notwendig sind. Ein Sim, der des Öfteren den Kochlöffel schwingt, kocht nun mal besser als ein Jungspund, der die Zutaten nach Verfügbarkeit in den Kochtopf wirft. Es geht sogar soweit, dass Ihr für andere Sims Eure Kochkünste zur Schau stellt. Ob es dann schmeckt, ist die andere Frage ;-) .
Hat sich Euer Sim dazu entschlossen einen Job anzutreten, sollte er einen Blick in die Tageszeitung werfen oder sich an den heimischen PC setzen, um Anzeigen zu studieren. Zehn Karrierepfade stehen Euch offen, Beförderungen und Gehaltserhöhungen sind das ferne Ziel eines jeden Sim. Mit dem hart verdienten Geld verstreicht schon mal ein Großteil des Tages, jedoch kommen nur so ausreichend Geldmittel in die Kasse, um den Lebensalltag bestreiten zu können. Immerhin wollt Ihr Eure Wohnung auch nach Eurem Geschmack einrichten! Im umfangreichen Kauf-Menü findet Ihr so ziemlich alles, was sich ein Normal-Sterblicher auch nur im Entferntesten vorstellen kann! Unterschiedlichstes Mobiliar ist hier zu finden, stilvolle Leuchten bringen Atmosphäre in die heimischen vier Wände. Vom flotten Küchenmixer über einen Boxsack bis hin zur Rauchmeldeanlage ist in "Die Sims 2" so ziemlich alles vertreten.
Selbst wenn es an das Erweitern Eures Hauses geht, wird Euch bei "Die Sims 2" so Einiges geboten. Im Stile eines Innenarchitekten entwerft Ihr Euer neues Zuhause, stattet die gezogenen Grundmauern mit Fenstern aus, baut nach Belieben die verschiedensten Türen in Eure Wohnwelt und verlegt einen dazu passenden Boden.
Vom Abwechslungsreichtum ist "Die Sims 2" herausragend! Es gibt hunderte von Möglichkeiten was Ihr anstellen könnt. Wellenreiten gefällig? Viel Spaß dabei! Oder Ihr stählt Euren Körper bei einer Runde Gewichtheben. Vor allem im Laufe des Spieles - wenn Ihr schon einige weitere Schauplätze frei geschalten habt - offenbaren sich Euch viele interessante Situationen. Was genau, solltet Ihr schon selbst heraus finden ;-) !
Grafik & Sound....
Grafisch macht EA nichts wirklich falsch. Die Verbesserungen zu den Vorgängerspielen sind jedoch nur im Detail zu finden. Generell wirkt alles recht detailliert gestaltet, die Kamera lässt sich dank des "C-Sticks" problemlos 360 Grad umher bewegen. Die Animationen Eurer Sims sind gelungen, die Outfits sind bei weitem weniger abgedreht als beim indirekten Vorgänger "Die Urbz - Sims in the City".
Amüsante Sprachfetzen zeugen vom typischen Sims-Charme, eine richtige Sprachausgabe werdet Ihr allerdings auch im Jahre 2005 "vermissen"! Verschiedenartige Musikrichtungen könnt Ihr am heimischen Radio nach Belieben einstellen. Vom poppigen 08/15-Sound bis hin zu abgedrehter Elektromusik werden Eure Ohren mit allerlei verschiedenen Musikstilen beschallt! Nervt Euch ein Song einmal, steuert Ihr Euren Sim zum nächsten Radio/Stereoanlage und veranlasst ihn dazu, den Sender zu wechseln.
Multiplayer....
Die "Die Sims 2" werdet Ihr auch mit einem Kumpel parallel am selben Bildschirm spielen können. Ihr dürft so gut wie alle Aktionen des Einzelspieler-Modus durchführen, jedoch verweilt Ihr gemeinsam immer auf dem gleichen Grundstück. Wollt Ihr daher mal einen Kumpel besuchen, muss Euch Euer Partner zwangsweise folgen. So macht das Spiel zwar Spaß, dennoch motiviert das Einzelspiel auf Grund der größeren Freiheiten.
Fazit....
Wie habe ich mich nur gefreut, als bei den Handheld-Versionen endlich die Bedürfnisse der Sims miteinander vereinigt wurden! Wie schön wäre es, wenn die Gamecube-Version Ähnliches bieten würde. Im Grunde genommen ist "Die Sims 2" eine leicht erweiterte Version der unzähligen Vorgänger-Spiele. Der "Story-Modus" geht zwar voll in Ordnung, jedoch bleiben viele Wünsche unklar, die andauernde Bedürfnis-Befriedigung nervt auf Dauer enorm. Meine Kritik an dieser Tatsache zieht sich bereits seit Anbeginn der Sims-Reihe wie ein roter Faden durch meine Reviews. Mit dieser Meinung stehe ich leider nicht alleine da. Die Handheld-Versionen haben vorgemacht, dass es auch besser geht. Auch wenn das Gebotene vom Umfang her enorm ist, fehlt mir einfach das ununterbrochene Spielgefühl, das mir beispielsweise die Nintendo DS-Version bietet. Noch besser macht es "Die Sims 2" auf dem Game Boy Advance. Auf Grund der Vielzahl von Schauplätzen und der aberwitzigen Möglichkeiten ist "Die Sims 2" aber immer noch ein empfehlenswerter Titel! Der Umfang verspricht Euch wochenlanges Spielen auf hohem Niveau!
