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Mag64

19.08.2012 Bericht zur Gamescom 2012 - (15.08.-19.08.2012)
gamecom 2012

Niklas Bericht zur gamescom 2012

Yay, eine Videospiel-Messe! Wo sonst trifft man derart viele alteingesessene Nerds, konfus dreinschauende Noobs und ins Auge stechende Freaks? Vielleicht im Comic-Laden des Comic-Book Guys aus Springfield. Aber dorthin fuhr an diesem Tag leider kein Zug, sodass Mag64-Kollege Alex und ich an diesem herrlichen Sommertag die Reise zur Gamescom 2012 nach Köln antraten, um für das Mag64 am Fachbesuchertag die bevorstehenden Videospiel-Höhepunkte der kommenden Monate zu untersuchen.


Wann kriegt Donkey Kong eigentlich sein erstes 3DS-Spiel?

Bereits in den Räumlichkeiten der öffentlichen Verkehrsmittel warf die Messe ihre Schatten voraus. Unweigerlich vernahmen wir die Fachgespräche einiger Verkäufer eines Elektrofachmarktes, die sich lauthals über die neuesten Gaming-Headsets und ihre neue Büro-Software ("Ich komm' damit überhaupt nicht klar!") unterhielten. Die übrigen Messebesucher erkannte man meist schon am Outfit (Shirts mit Verweisen auf Videospielreihen) oder auch daran, dass sie sich die Zugfahrt durch den Gebrauch ihres Handhelds verkürzten. Hach ja, dieses Grüppchen ist so was von durchschaubar - im Gegensatz zur Mag64-Redaktion natürlich. Dass über die Abstinenz Sonys, Nintendos und weiteren Branchenriesen allgemeine Erbostheit bestand, brauche ich eigentlich nicht zu erwähnen. Habe ich mit dem letzten Satz aber nun doch.


Nintendo selbst war nicht da, aber immerhin lizensiertes Zubehör

Im Bereich der "Entertainment Area" angekommen, bekamen wir sogleich einen medialen Rundumschlag verpasst: Nahezu jeder Stand versuchte mit lautem Lautsprechergeheul, krachenden Soundeffekten und aufwendigen Neonlichtern den Lautstärkepegel der anderen Stände zu übertönen. Überspitzt gesagt konnte man sich beim Schlendern über den Gang fragen: "Hm, war das nun das Maschinengewehr aus Crysis 3, Medal of Honor: Warfighter oder Far Cry 3?" Anstatt uns darüber den Kopf zu zerbrechen, ging es gleich zu dem netten Stand von Gearbox Software, wo nach einigen Minuten Wartezeit das neue Borderlands 2 angespielt werden konnte. Ich persönlich fand es nicht gerade berauschend, möchte damit aber nicht das gesamte Spiel vorab zerreißen. Der gebotene Abschnitt lieferte allerdings nur eine einzige Gegnerart (eine Mischung aus Flugsaurier, Krabbel-Zombie und Chamäleon), deren Bekämpfung in repetitiven Dauerbeschuss ausartete. Nach etwa einer Viertelstunde hieß es dann auch schon "Thank you for playing!" und am Ausgang gab es das Nationalgetränk der Vereinigten Videospieler (Red Bull) gratis zum Mitnehmen. Obwohl Kollege Alex zugriff, musste ich ihn nicht vor dem Davonfliegen bewahren.


Alex beim Spielen eines 3DS-Titels

Das nächste Schwergewicht ließ nicht lange auf sich warten: Call of Duty: Black Ops 2 dürfte eines der aktuell am sehnlichsten erwarteten Videospiele überhaupt sein. Umso besser, dass es hier nicht nur angeschaut, sondern auch selbst gespielt werden durfte. Dementsprechend lang war auch die Wartezeit, aber für ein derartiges Privileg nimmt man diese gern in Kauf. Beim Warten fiel mir übrigens auf, dass ich mir kaum vorstellen konnte, dass alle umherwandernden Gestalten in der Messehalle wirklich "Fachbesucher" sein konnten. Bisweilen erblickten meine Augen elf- oder zwölfjährige Jungen, denen ich nicht wirklich zuzutrauen ist, dass sie für ein Online-Magazin oder eine ähnliche Organisation arbeiten. Aber der heilige Gott der Videospiele sieht alles und wird sie sicher in naher Zukunft schocken, indem er genau in dem Moment einen Stromausfall erzeugen wird, in dem sie kurz davor stehen, endlich diesen blöden Endboss besiegt zu haben. Take that, wannabes!


Ja, mit diesem Pad in der Hand darf man durchaus stolz sein!

Nach der Präsentation eines Videos über die Entwicklung von CoD: BO2 und mehreren Gameplay-Trailern, durften wir endlich vor den Bildschirmen Platz nehmen. Es waren jeweils "Spielecken" aufgestellt, in denen vier Dreier-Teams in Deathmatches gegeneinander antraten. Optischer Eindruck: Das Spiel sieht gut aus. Wirklich gut. Objektiv betrachtet besser als Borderlands 2, und das, obwohl ich zugebe, ein Fan des Cel-Shadings zu sein. Auch die Steuerung funktionierte wie die des Vorgängers tadellos, so wie ich sie mag: Direkt, schnell und unkompliziert (gespielt wurde übrigens mit Xbox360-Pads). Wir absolvierten eine Runde in einem verwüsteten Stadtteil einer Großstadt und eine weitere in einer staubigen Wüstenumgebung. Im erstgenannten Areal war es wunderbar möglich, sich hinter zerstörten Halbmauern und anderen Objekten zu verstecken, und das natürlich auch auf mehreren Ebenen. Scharfschützen und Spieler, die ihre Handlungen wohlüberlegt ausführen, waren hier klar im Vorteil. Die Wüstenumgebung war dagegen auf den direkten und schnellen Konflikt ausgelegt. Dadurch, dass die Gänge durch Gesteinsmassive sehr eng und schwer einsehbar waren, erblickte man seinen Gegner sehr plötzlich und unerwartet. Schnelligkeit und Nahkampfwaffen waren hier also eher gefragt. Sofern die Entwickler eine ausreichende Zahl an Mehrspieler-Karten und einen gewohnt unterhaltsamen Einzelspielermodus auf die Beine stellen werden, kann bei dem Spiel eigentlich nichts mehr schief gehen. Vermiest hat mir die Stimmung einzig und allein mein Nebenmann - nicht Kollege Alex - sondern ein Typ, der gerade wohl das erste Mal in seinem Leben einen Ego-Shooter gespielt hat (das Thema "Fachbesucher" habe ich ja weiter oben schon angeschnitten). Mehrmals hörte ich den Satz "Was muss ich machen?" oder "Ich hab' keine Ahnung, was ich machen soll!". Es wundert mich, dass er nicht "Was ist das denn?" gefragt hat, als er das Pad vor seinem Bildschirm erblickte. In diesem Sinne vergebe ich einhundert Mitleidspunkte an…nennen wir ihn "Unillumined Bob".


Alex dehnt sich vor dem Zocken von CoD: BO2

Nintendo war ja nun leider nicht zugegen (Mundwinkel nach unten), aber immerhin waren dennoch einige Wii-U-Titel vor Ort (Mundwinkel gehen wenigstens ein bisschen nach oben). Namco Bandai war mit dem Titel "Tank! Tank! Tank!" vertreten. Zurecht fragt ihr euch nun sicher "Mit bitte was?". Auch, wenn wir froh darüber waren, das erste Mal das Pad der Wii U in Händen zu halten, konnte uns dieser Titel nicht überzeugen. Es handelt sich um die Portierung eines Arcade-Spieles aus dem Jahre 2009, sah aber aus wie ein (grafisch) überdurchschnittliches Nintendo64-Spiel aus dem Jahre 1999. Die Steuerung hat man zugegebenermaßen schnell verinnerlicht, was aber auch nicht besonders schwer ist. Man fährt mit einem Panzer umher und hat das Ziel, andere Panzer und Fahrzeuge zu zerstören - eben pures und schnörkelloses Arcade-Gameplay. Solch ein Spiel erwarte ich im Unterhaltungssalon eines Drei-Sterne-Hotels in Südeuropa, aber nicht auf meiner zukünftigen Wii U. Wenn die Wii U von Hardcore-Videospielern als Konsole ernst genommen werden möchte, dann braucht sie davon eindeutig weniger Videospiele. Ansonsten sehe ich für die Zukunft nicht etwa schwarz, sondern einlullendes "Casual-Weiß". Und das wäre sogar noch weitaus schlimmer.


Erster Gameplay-Kontakt mit einem Wii-U-Titel

Die nächste Station war Ubisofts Wii U Lounge. Rabbids Land wird hier der nächste Ableger der Reihe mit den verrückten Hasen heißen und erneut auf deren ausgeflippten Charme vertrauen. Der Titel wird mehrere Minispiele beinhalten und vor allem auf den Mehrspielermodus setzen. Drei der besagten Spielchen waren anspielbar: Eine Art Memory-Verschnitt, eine Achterbahnfahrt und ein Indiana-Jones-Rip-Off. Alle Minispiele zeichneten sich übrigens dadurch aus, dass ein Spieler mit dem Tablet-Controller der Wii U spielt, und der andere mit der Kombination aus altgedienter Fernbedienung plus Nunchuck Vorlieb nimmt.


Akkurat wehende Gamescom-Flaggen

Die Memory-Variante war das einzige Minispiel der Auswahl, bei dem man gemeinsam spielte und miteinander kommunizieren musste, um das Spiel erfolgreich zu absolvieren. Auf dem Fernsehbildschirm und dem Tablet-Screen waren jeweils mehrere Hasen mit Symbolen zu sehen. Beide Spieler müssen herausfinden, welches von den Symbolen auf beiden Bildschirmen zu sehen ist und dieses dann gleichzeitig anwählen. Auf mich wirkte das sehr hektisch und ehrlich gesagt belanglos. Beim zweiten Minispiel steuerte der Tablet-Pad-Halter den Wagen einer Achterbahn, während der andere Fernbedienung und Nunchuck immer dann schütteln musste, wenn der Wagen über leuchtende Felder fuhr. Das war - zumindest aus meiner Sicht, ich hielt Fernbedienung und Nunchuck - schon fordernder, weil das Tempo schnell anzog. Die Bewegungen wurden außerdem überraschend gut und problemlos erkannt. Es erinnerte mich an das Musik-Spiel Samba de Amigo. Das letzte Minispiel war unübersehbar an Indiana Jones angelehnt. In einer alten Ruinen-Umgebung wuselte mein Gegner mit drei Hasen auf Kugeln über den Bildschirm. Ich kontrollierte eine größere und schwere Kugel, mit der ich die anderen überrollen musste. Das war gar nicht so leicht, weil die Wii-Fernbedienung quer gehalten werden musste und die Steuerung sehr träge von Statten ging. Wenn dies so beabsichtigt war, um die Chancen auf den Sieg gleichermaßen zu verteilen, geht das absolut in Ordnung. Sofern es ein notgezwungener "Wir müssen die Motion-Steuerung benutzen"-Gedanke war, sind wir mal wieder in der Casual-Hölle angekommen. Wir erfuhren nach dem Probelauf, dass das fertige Spiel zwanzig Minispiele beinhalten soll. Angesichts dessen, dass die Minispiele nicht viel länger dauerten als bei Genre-Konkurrent Mario Party, ist die Zahl leider sehr niedrig. Mein erster Eindruck sagt mir, dass das Spiel wertungstechnisch leider hinter den bereits erschienenen Teilen der Serie landen wird. Mit mehr Minispielen sähe das natürlich anders aus.


Von unten sehen sie nicht weniger nett aus

Nach den bisher also eher mäßigen Erfahrungen kam nun die Überraschung der Messe: Rayman Legends. Ich hatte bereits den Vorgänger gespielt und habe wirklich kein schlechtes Spiel erwartet. Was mich aber sehr positiv überraschte, ist die Art des Koop-Modus. Während ein Spieler mit Wii-Fernbedienung und Nunchuck Titelheld Rayman auf dem Fernsehbildschirm steuert, übernimmt der Mitspieler den Tablet-Controller. Auf diesem sieht er ebenfalls das Spielgeschehen und hilft der Spielfigur durch das Eingreifen per Touchpen. Hier muss ein Schalter umgelegt werden, da will ein Seil durchkappt werden, damit der Mitspieler auf die herunterfallende Plattform hüpfen kann. An einer Stelle war es sogar so, dass ich auf dem Tablet-Bildschirm andere Dinge sah, als Kollege Alex auf dem Fernsehschirm. Er musste in dieser Situation über mehrere Plattformen springen, die für ihn alle gleich aussahen. Auf meinen kleinen Bildschirm hingen über bestimmten Plattformen aber Totenköpfe, die signalisierten, dass diese Untergründe nicht begehbar waren. So mussten wir miteinander kommunizieren, damit Rayman schadlos an dieser Stelle vorbei kam. Bravo, Ubisoft! Meine Eingaben per Touchpen wurden gut erkannt und ich konnte keinerlei Probleme feststellen. Zudem waren in dem Level einige schnelle und knackige Jump'n'Run-Abschnitte zu absolvieren, wie man sie ja auch vom Vorgänger kennt. Das könnte ein richtiges Software-Highlight werden, das sich auf der Wii U auch wirklich anders spielt, als auf den übrigen Konsolen. In diesem Falle sogar "positiv überraschend" anders und nicht "schlecht" anders.


Ist euch "Stairway To Heaven?" ein Begriff?

Was gab es sonst noch zu sehen? Nun, es fiel auf, dass der "Spirit" an den einzelnen Ständen natürlich völlig anders war. Während z.B. bei CoD: BO2 mehrere "Crew"-Mitglieder herumliefen und regelrechte Türsteher den Eingang bewachten (war ja schließlich auch ein 18er-Titel), konnten andere Titel einfach so an einem frei verfügbaren Stand angespielt werden. Das war zum Beispiel bei den Bandai-Namco-Titeln der Fall. Tank! Tank! Tank! hatte dies vermutlich auch verdient. Ni No Kuni, ein anderer Titel aus diesem Hause für die PlayStation 3, hätte jedoch sicherlich mehr Präsenz vertragen. Mit mehreren großen Leinwänden und höllisch lauter Musik kämpfte Blizzard um die Gunst potenzieller Kunden. Videomaterial zu Star Craft und der neuen World of Warcraft-Erweiterung liefen in Dauerschleife mit prächtig inszenierten Trailern über besagte Bildschirme. Als Fantasy-Pandas zu Party Rock Anthem von LFMAO über die Leinwand tanzten, dachte ich: "Oh nein, es ist soweit: Just Dance: World of Warcraft!". Aber ich konnte aufatmen: Es handelte sich lediglich um die Ankündigung eines Wettbewerbes auf der Gamescom. Nochmal Glück gehabt. Vielleicht ist die Welt ja im nächsten Jahr bereit für dieses Crossover.


Nettes Artwork am Borderlands-2-Stand

Sie war insgesamt also ganz nett, diese Gamescom 2012. Die großen Action-Titel standen ganz klar im Vordergrund und wurden am mächtigsten inszeniert. Aber das war auch vorher nicht wirklich anders zu erwarten. Zugegebenermaßen fehlte mir persönlich etwas Nintendo-Flair. Ich hoffe, dass ich dies im nächsten Jahr mit aussagekräftigen Titeln für die Wii U vorfinden werden. Ich freue mich also umso mehr auf die Gamescom des nächsten Jahres und halte hier zum Abschluss meine drei Highlights der Messe fest - von denen übrigens nur eines ein Spiel ist.


Mitunter bildeten sich vor den Ständen lange Schlangen

Rang 3: Rayman Legend
Ein nettes Old-School-Jump'n'Run hatte ich erwartet, ein toller und erfrischender Koop-Titel wurde mir serviert. Meine noch nicht vorhandene Wii U freut sich schon jetzt auf diesen Titel.

Rang 2: Farmer Alex
Für die Präsentation von Landwirtschafts-Simulator 2012 3D setzte Publisher astragon auf die maßstabsgetreue Nachbildung eines Traktors. Kollege Alex war von diesem - die Fotos beweisen es - sichtlich angetan. Ich weiß nun, welches Spiel ich ihm als nächstes schenken werde. Ob er nun einen Nintendo 3DS besitzt, oder nicht. ;D

Rang 1: Die Messe-Babes Nur eines war auf der Gamescom 2012 noch hübscher als die Optik von CoD: BO2. Auch hier beweisen es die Fotos. Wie gesagt: Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Gamescom!


Die Casual-Hölle in ihrer ganzen Pracht…


Jap, das Deathmatch kann losgehen!


Activision setzte am CoD-Stand auf mehr als nur Artworks


Stolz allein ist hierfür gar kein Ausdruck!


Die Kombination aus Traktor und T-Shirt-Motiv such ihresgleichen


Der Traktor fuhr überraschenderweise nicht los - er hatte ja auch keine Reifen


"Get out of my dreams, get into my tractor!"


Auch Hitman war da - diesmal hatte er seine bedrohlichen Kontaktlinsen eingepackt


Im Koffer befinden sich übrigens die Ersatz-Kontaktlinsen


Messe-Babes: Frontansicht (Mittelmann unbekannt)


Messe-Babes_Rückansicht


Einige Rennspiele konnten stilecht angespielt werden


Rayman: Legends war wirklich die Wii-U-Überraschung der Gamescom


Was er wollte und vor allen Dingen wohin er wollte, weiß noch nicht mal er selbst


Auch Sonic war da - und gleich wieder weg (Nebenmann unbekannt)


Nein, es ist kein PlayStation-One-Titel…


Auf einer Pressekonferenz präsentierte Ubisoft einige Free-To-Play-Titel


Der deutsche Entwickler Blue Byte hatte viel zu erzählen


Unter anderem wurde Anno Online angekündigt


Auch ein E-Sports-Live-Match war zu beobachten


Ubisofts WiiU-Lounge bot mehrere Spielstationen


Das Pad war in natura breiter, als wir es erwartet hätten


Solch ein schelmischer Blick beim Ablegen des Pads!


Nette Promo-Aktion für ZombiU von Ubisoft


So gingen die Damen übrigens danach auch durch die Kölner Fußgängerzone


Auch ZombiU hatte seine eigene Zelle

niklas@mag64.de (19.08.2012)

 
                   

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