GBC GameBoy Color - Perfect Dark - Lesereinschätzung

  Geschrieben von Dmitri Kononenko

Perfect Dark auf dem Nintendo 64 ist unbestritten hammergeil! Viele N64-Zocker, ich persönlich gehöre dazu, sind sogar der Auffassung, dass das im Jahr 2000 erschienene RARE-Juwel der beste FP-Shooter aller Zeiten auf dem Nintendo 64 ist. Und nach all der Euphorie, die das N64-Perfect Dark auslöste, war die Freude dann auch in der gesamten Nintendo-Gemeinde riesengroß, als RARE noch im selben Jahr, wie die N64-Fassung erschien, eine Game Boy Color-Umsetzung des futuristischen Shooters weltweit auf den Markt brachte. Nun ja, streng genommen wurde Perfect Dark auf GBC doch nicht weltweit veröffentlicht, denn genauso wie bei der N64-Version von PD wurde ein kleiner, völlig unbedeutender mitteleuropäischer Kleinstaat namens Deutschland (wahrscheinlich aus Angst vor einer in diesem Land grassierenden Kinderkrankheit namens „BPJS“ ;-) ) beim Release außen vor gelassen.

Egal, dachten sich viele GBC-Fans hierzulande, und kauften sich ihr Perfect Dark dann eben über den Versandhandel (so wie ich) oder über einen Importhändler. Und als sie zuhause zum ersten mal die Verpackung des Game Boy-Spiels öffneten, wurden sie wahrscheinlich zuerst von der Form des Moduls überrascht. Denn genau wie Top Gear Rally und Pokémon Pinball wurde Perfect Dark auf dem GBC auf einem Rumble-Modul ausgeliefert, das übrigens ganze 32 MBit fasst in das man zuerst die dem Spiel beiliegende Batterie einsetzen musste, damit man den Rumble-Effekt im Spiel spüren konnte. Der hatte es dann allerdings auch in sich, bei manchen actionreichen Szenen im Spiel (wie z.B. in Schießereien oder bei den opulenten Explosionen in den FMV-Zwischensequenzen) fiel einem der Handheld fast aus der Hand!

Als man dann das PD-Modul in den GBC steckte und die Keksdose zum Laufen brachte, wurde man gleich schon von der Intro umgehauen. Ein Laserstrahl, der das Nintendo-Logo auf eine Metallplatte brannte und ein wunderschönes RAREWARE-Logo, das in feinstem 3D durch den Weltraum fliegt, gaben einem schon mal einen ersten Vorgeschmack auf die Technik des Spiels. Und die ist wirklich genial! Von den in 3D dargestellten Hauptmenüs über eine FMV-Intro ins Spielgeschehen und Dutzenden von FMV-Zwischensequenzen, bis hin zu den atmosphärisch wunderschönen Melodien, die perfekt zum Spielgeschehen passen (im Hauptmenü von PD ertönt die Originalmelodie aus dem Carrington-Institut des N64-Teils!) und der insgesamt erstaunlich langen, glasklaren und jederzeit verständlichen englischen Sprachausgabe bietet PD so ziemlich alles, was man auf dem GBC überhaupt vollbringen kann. Sogar die farbenprächtige Spielgrafik selbst, die übrigens sehr selten und nur bei einem überdurchschnittlich hohen Feindaufkommen leicht ruckelt, überzeugt auf voller Linie. Bei manchen Passagen denkt man sogar, man hat ein SNES-Spiel vor sich!

Neben der spektakulären Grafik und dem fetten Sound (und Joannas Stimme, die ziemlich sexy herüberkommt, was man von ihrem Gesicht auf dem GBC nicht gerade behaupten kann...) überzeugt auch die Steuerung, die einem im Gegensatz zu manch anderem Genrekollegen von PD (wie z.B. Mission: Impossible auf dem GBC) schon nach wenigen Spielminuten ins Blut übergeht und wegen der man auch in den härtesten Duellen mit Feinden nie Probleme bekommt. Das Gameplay ist daher ebenfalls unnachahmlich gut. Nie hat es auf dem Gameboy mehr Spaß gemacht, durch abwechslungsreich gestaltete Levels zu schleichen! Man muss u.a. in den südamerikanischen Dschungel, in eine Cyborg-Fabrik, auf ein Kriegsschiff und ins heimische Carrington Institut um den DataDyne-Schergen zu zeigen, wo die Falcon 2 hängt. Die ist übrigens auch in der GBC-Variante von PD mit von der Partie, neben weiteren geilen Waffen wie dem obligatorischen Maschinengewehr, einer UZI, einem Raketenwerfer oder meiner Lieblingswaffe, der Shotgun, bei der man nur einen Schuss (anstatt 2-3 mit anderen Waffen) braucht, um die Wachen unter Heraustreten von mächtig viel Blut zu killen! Neben den üblichen Standart-Gegnern, die mit einer sehr hohen KI ausgestattet, quer durch die Levels patrouillieren, muss man sich am Ende von jedem Level auch einem mehr oder weniger schweren Endboss stellen. Dabei handelt es sich mal um einen der russischen MI-28 sehr ähnlich aussehenden Kampfhubschrauber, mal um einen herumstreunenden Cyborg und mal um einen Shuriken werfenden Cowboy. Man sieht, die DataDyne Company hat sich wieder eine ganze Menge einfallen lassen, um dem Carrington Institut das Leben schwer zu machen. Doch auch nachdem man den insgesamt sehr spannenden Solospieler-Modus durchgezockt hat, muss man das Spiel noch längst nicht in die Ecke legen: Man kann sich immer noch mit den Minispielen beschäftigen, die man im Solomodus zum Weiterkommen schaffen musste und die man jetzt im Hauptmenü von PD direkt anwählen kann. Oder man kann sich einen Kumpel schnappen und sich mit ihm stundenlange Duelle im geilen 2-Spieler-Link-Modus von PD liefern. Der Modus bietet viele sonst nur von den „großen“ Shootern bekannte und auf dem GBC durchaus aus technischen Gründen unübliche Spielmodi wie z.B. Capture The Flag. Aber es gibt auch die ganz normalen Multiplayer-Spielchen, wie das gute alte Deathmatch sind vertreten. Insgesamt bietet der Multiplayer-Modus von PD 24 (!!) große Karten, von denen man den Großteil aber durch das Retten von Geiseln im Einspieler-Modus freispielen muss. Und selbst wenn einem auch der Multiplayer zu eintönig wird, kann man noch etliche schöne Momente mit Perfect Dark vor dem GBC verbringen: Man kann sich Bilder von den Hauptcharakteren des Spiels mittels des Game Boy Printers ausdrucken (die sogenannten Aufklärungsfotos), man kann mittels der von PD unterstützten Infrarot-Schnittstelle Goodies mit seinem Kumpel tauschen oder man im „Minispiele“-Menü den Punkt „Cinema“ anwählen, in dem man, genau wie im N64-PD, noch einmal das Intro, alle Zwischensequezen und den Abspann dieses einmaligen Spiels in voller Länge genießen und darüber staunen kann, was doch alles auf der über 11 Jahre alten Game Boy-Hardware möglich ist (und wie sexy Joannas Stimme doch aus dem Game Boy-Lautsprecher klingt ;-) )!

Für mich ist Perfect Dark das nach den mittlerweile 3 Game Boy-Zeldas beste GB-Spiel aller Zeiten. Und sogar wenn man den Schwierigkeitsgrad zu hoch finden sollte, wenn man nicht auf Actionspiele wie PD steht oder wenn man (unverständlicherweise) meint, dass das Spiel zu kurz ist, sollte man PD auf dem GBC trotzdem unbedingt erlebt haben, denn das Spiel rockt!! DANKE RARE!

BEWERTUNG

GRAFIK: 97 %
SOUND: 95 %
GAMEPLAY: 92 %
DAUERSPAß: 90 %
MULTIPLAYER: 91 %

GESAMTWERTUNG: 96 %

Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch

Speichermöglichkeit: Modulinterner Batteriespeicherplatz

Dmitri Kononenko (DmitriKononenko@hotmail.com), 14.01.2002

Meinungen, Anregungen und sonstiges bitte an info@mag64.de