Interview mit dem Chefredakteur der N-Zone - Hans Ippisch

Hallo zusammen!!
Nun geht auch diese Rubrik in die erste Runde. Hier präsentieren wir Euch unser erstes Interview. Wir freuen uns sehr den Chefredakteur der N-Zone, Hans Ippisch dafür gewinnen zu können. 90% der Fragen sind von Euch. Allerdings stellen wir die Fragen in unserem Namen. Also Viel Spaß beim Lesen!

Wieso wurde N-Zone ins Leben gerufen, obwohl es doch schon etliche N-64 Zeitschriften zu dem Zeitpunkt gab ?

H. I. Zu dem Zeitpunkt, als wir N-Zone planten, gab es gerade einmal zwei Nintendo-Zeitschriften. Daß zum Zeitpunkt unseres Erscheinens zwei weitere Magazin erhältlich sein würden, war nicht vorauszusehen. Prinzipiell waren wir jedoch der Überzeugung, daß das man sich mit einem frischen, neuen Konzept und professioneller auf dem Nintendo-Markt etablieren kann.

Warum ist der Preis der N-Zone so günstig gegenüber den anderen N-64 Zeitschriften ?

H. I. Wir sind der Ansicht, daß der größte Teil der Nintendo-Zielgruppe sehr preissensibel ist und konzipierten das Magazin so, daß es für DM 3,90 erscheinen kann, ohne daß der Leser dabei jedoch auf hochwertige Informationen verzichten muß.

Warum werden indizierte Spiele nicht getestet. Man könnte doch den Namen das Spiels verfremden.

H. I. Indizierte Produkte dürfen generell nicht besprochen werden, da dies immer als Werbung ausgelegt werden kann. Die Verfremdung des Namens ändert an dem besprochenen Produkt nichts. Die Verfremdung ist eigentlich nur der törichte Versuch einer Umgehung, allerdings juristisch ohne Wirkung. Da eine Zeitschrift an einem Kiosk auch für Kids zugänglich ist, dürfen indizierte Produkte, die nur an Volljährige verkauft werden dürfen, nicht werblich erwähnt werden.

Die versprochene Spieleflutwelle für das N64 (vorallem bei PAL-Spielen) bleibt leider immer noch aus, Release-Daten sind schon überholt, bevor sie gedruckt werden, viele Spiele können den Ansprüchen, Vorabversionen und Angaben der Hersteller nicht gerecht werden, wie sehen Sie die momentane u. zukünftige Situation des N64 am Markt, auch im Hinblick auf die PS2 u. das KATANA ?

H. I. Die von der PS bekannte Spieleflut wird es aufgrund der Modultechnik so nie auf dem N64 geben, allerdings braucht man sie als Spielefan auch überhaupt nicht, da sich ohnehin nur ein geringer Prozentsatz der Spiele gut verkauft, der Rest bleibt gnadenlos liegen. Immerhin sind mittlerweile schon 40 Spiele in Deutschland erhältlich und bis zum Jahresende werden es 40 weitere Titel sein. Die Release-Daten sind dabei genauso zuverlässig wie bei PC- oder 32 Bit-Spielen, dasselbe gilt für die Qualitätsaussagen, von daher sollte man den im Internet derzeit sehr angesagten N64-Lästereien nicht so viel Bedeutung schenken. Die typische N64-Zielgruppe ist dort leider nicht so häufig vertreten wie die älteren PS-Freaks.
Mit Spielen wie Forsaken, Banjo-Kazooie, F-Zero, Zelda, Castlevania, Frankreich 98, 1080 Degree, F1 Racing, Extreme G2 , Turok 2, Mission Impossible, V-Rally, den kommenden Rare-Geheimtiteln oder ISS 98 wird das N64 jedoch erheblich an Boden gut machen und auch Ende 1999 noch eine sehr bedeutsame Rolle spielen.

In Japan befindet sich mittlerweile kein N64-Spiel mehr unter den Top 10. Sind Sie der Meinung, daß NINTENDO softwaretechnisch am Markt vorbeientwickelt und das Prinzip "Spieleentwicklung für die ganze Familie" gerade beim N64 eventuell veraltet ist bzw. die falsche Zielgruppe anspricht ?

H. I. Dies kann man so nicht sagen. Pro Monat schaffen oft mehrere Titel den Sprung in die Top 10 (zuletzt Powerful Pro Baseball 5, Yoshi´s Story), nur fehlt es derzeit einfach an den echten Millionensellern die auch Hardware abverkaufen. Gerade mit Pocket Monster kann Nintendo in Japan aber den Anschluß schaffen, Zelda könnte sogar genauso erfolgreich und wichtig werden wie Final Fantasy VII für die PlayStation, immerhin liegt es zusammen mit F-Zero X und Mother in den Most Wanted-Charts weit vorne.
Davon abgesehen, mit Titeln wie GoldenEye 007 oder Diddy Kong Racing hatte Nintendo die absoluten Bestseller im Konsolenbereich im letzten Weihnachtsgeschäft in den USA und Europa. Nur in Japan hinkt Nintendo hinterher.
Mit Spielen wie Turok 2, Mission: Impossible, Zelda oder Extreme G 2 wird Nintendo im kommenden Weihnachstgeschäft für Furore sorgen und auch die ältere Zielgruppe ansprechen. Die Kids bevorzugen im übrigen ganz klar Nintendo, das sich ja auch traditionell als Spielwarenhersteller sieht.

Wieso entwickelt Nintendo hauptsächlich für den japanischen Markt, bzw. Spiele erscheinen erstmal dort, wenn sie mit dem amerikanischen und europäischen Markt wesentlich mehr Umsätze machen und dort auch die meisten Spieler sitzen?

H. I. Dies stimmt so nicht mehr. Diddy Kong Racing, NBA Courtside oder Banjo-Kazooie, das sind allesamt Titel, die weltweit ziemlich zur gleichen Zeit erscheinen. Shadows Of The Empire kam erst mit großer Verspätung in Japan, Extreme G ist dort noch immer nicht erhältlich.

Was soll diese absolut verfehlte Informationspolitik den Kunden gegenüber (N64DD, Releasedaten)?

H. I. Hierzu muß man grundsätzlich anmerken, daß Nintendo mehr auf Qualität achtet als auch pünktliche Auslieferung. Somit muß man die Verschiebungen einfach akzeptieren, auch wenn es schwer fällt. Nintendo hält sich im übrigens meist sehr bedeckt, war Release-Daten angeht, diese werden dann oft von der Fachpresse einfach vermutet.

Wieviele Leute sitzen eigentlich von der Konzeption bis zum Gang in die Druckmaschinen an einer Ausgabe der N-Zone?

H. I. Im Kern sind 5 Layouter und 8 Redaktionsmitglieder (inklusive Lektorrat und Bildredaktion) an der N-Zone beteiligt. Hinzu kommen noch Vertrieb, Werbeabteilung, Anzeigenabteilung, Produktion, Leserservice, Geschäftsleitung und Aboabteilung,

Wie empfinden Sie die momentane Welle an Videospielmagazinen? Gerade für die PSX wird´s langsam unübersichtlich.

H. I. Je größer ein Markt wird, umso mehr Magazine werden erscheinen. Langfristig gesehen werden jedoch immer einige Titel auf der Strecke bleiben. Generell besteht aber auch immer die Chance, sich mit einem besseren Objekt einen Marktanteil zu sichern, unabhängig davon, wieviele Magazine es schon gibt.

Soweit mir bekannt schreiben Sie auch für eine anderes Konsolenmagazin. Kommt man da nicht in Konflikte oder bleibt man objektiv?

H. I. Genauso wie ich als Spieleprogrammierer für verschiedene Systeme entwickelt habe, kann man auch als Journalist für verschiedene Zielgruppen schreiben. Angefangen habe ich 1991 als freier Redakteur bei der Playtime, da schrieb ich Tests für Amiga, PC, C64 und Game Boy. Ab 1992 war ich verantwortlich für die Amiga Games, gleichzeitig leitete ich ab September´93 das Sega Magazin. Für dieses Magazin bin ich auch heute noch Chefredakteur, während die N-Zone 1997 hinzukam.
Die Objektivität ist da kein Problem, schließlich geht es nicht darum, Nintendo, Sega oder Sony als besonders gut herauszustellen, sondern der entsprechenden Zielgruppe zu sagen, was auf ihrem System empfehlenswert ist. Als Chefredakteur eines Multiformat-Magazins wird man sich den Vorwurf der Subjektivität viel öfter gefallen lassen müssen, schließlich muß man hier argumentieren, wieso man diesem oder jenem System mehr Platz einräumt.

Wie stehen Sie zum Problem Indizierung. Wo sollte man eine Grenze ziehen?

H. I. Der Jugendschutz wird in Deutschland berechtigtermaßen sehr ernst genommen, manchmal schießt man jedoch über das Ziel hinaus und das ganze erinnert dann mehr an Zensur als an Jugendschutz.

Wie sieht der Tag eines Chefredakteurs aus?

H. I. Einen typischen Tag gibt es nicht, allerdings würde ich die gesamte Arbeitszeit eines Jahres etwa folgendermaßen aufteilen:
30% Kontaktpflege/ Recherche, 30% Konzeptionierung der jeweils aktuellen Ausgabe, 10% Schreiben von Artikeln, 10% Spielen von aktuellen Games, 10% Lektüre von Mitbewerbern/ Internet, 10% Sonstiges (Messen, u.ä.)

Was verdient man als Chefredakteur eines deutschen Videospielmagazins? :-)

H. I. Grundsätzlich sollte man sich bei der Jobsuche immer fragen, ob einen die gebotenen Aufgaben zufriedenstellen und man Spaß an der Arbeit hat. Die monetäre Entlohnung wird sich dann automatisch der Leistung anpassen. Ein Titel sagt von daher natürlich auch wenig aus, da sich die verschiedensten Objekte auch wirtschaftlich kaum vergleichen lassen.

Was sind Ihre momentanen Lieblingsgames und welches sehnen Sie vielleicht herbei.

H. I. Bis vor kurzem spielte ich 1080 Degree Snowboarding wie verrückt, derzeit beschäftige ich mich mit Forsaken. Sehnsüchtig erwarte ich Turok 2, Banjo&Kazooie und natürlich Zelda.

Wir bedanken uns für die Ausführungen.

Magazin64@aol.com