Die Bilder zu diesem Test wurden mit einem Capture Board der Firma Fast erstellt.

Mario Artist (64DD)

Neben Doshin the Giant ist Mario Artist der 2. Starttitel auf dem 64DD. Dabei stellt das an sich schon sehr umfangreiche Programm nur den Auftakt zu einer Folge von Programmen dieser Art. So wird es auch den Picture Maker, Movie Maker oder Polygon Maker geben, die alle ihre Stärken auf speziellen Gebieten haben. Mario Artist ist eher eine Sammlung von möglichen Programmen, die sich aber in manchen dingen nicht vor den Spezialpaketen verstecken muß. Neu für Nintendo Spieler ist das erstmals ein Maus zum Einsatz kommt, die dem Programm beiliegt und hier speziell unterstützt wird. Mario Artist ist im Endeffekt des Mario Paint das seinerzeit auf dem SNES für erste kreative Gehversuche sorgte. Allerdings sollte Mario Artist mit seinen Möglichkeiten weit mehr bieten und interessierten eine nicht erwartete Vielzahl an Möglichkeiten bieten. Auch ich bin immer noch positiv überrascht was dieses Programm bietet. Ungewohnt ist das zur Bedienung die Maus in den 2. Port des N64 wandert. Der erste Port ist mit einem Pad belegt und das Programm kann auch damit gesteuert werden. Aber mit der Maus ist das ganze wesentlich angenehmer. Legt man die Disk ein bekommt man den der edel wirkenden Startbildschirm zu sehen. Danach beginnt die erste Auswahl an Möglichkeiten. 4 seperate Programme stehen zur Verfügung. Die 2D Abteilung, die Movieabteilung, die 3D Abteilung und eine Galerie in der man sich alle eigenen Projekte in Ruhe anschauen kann. Kernstück und bei weitem am meisten bietet die 2D Abteilung, die im Endeffekt einem Malstudio mit vielen Zusatzfunktionen ähnelt. Wählt man diesen Punkt an wird man erneut überrascht. Stecken neben der Maus 3 Pads im N64 so kann man dieses Programm auch zu viert nutzen und somit Freunde in seine kreative Arbeit einbeziehen. Auch dies ist mit schönen Menus versehen. Danach erwartet den Hobbykünstler die Zentrale der 2D Abteilung.
In der Mitte befindet sich der große Arbeitsbildschirm. Links und rechts findet man zum einen die Werkzeuge und Effekt und auf der anderen Seite wiederum Untermenus sowie Cliparts, Texturen oder auch vorgefertige Projekte die vor allen Freunden der unterschiedlichsten Nintendo Charaktere entgegen kommt. Mit der Maus ist alles wie am PC bedienbar. Mit der linken Maustaste klickt Ihr eure Menus an, während die rechte Maustaste zum Zurücknehmen bzw drehen oder verändern von Objekten gedacht ist. Beide Menuseiten bieten mehr als nur die sichtbaren Auswahlmenus. Wieviel Seiten man scrollen kann wird immer auf der Unterseite angezeigt. Links sind es 3 unterschiedliche Menus, währende es rechts bis zu 11 sein können. Um weitere anzuwählen klickt man mit der Maus auf ein Pull Down Button. Mit der linken Maustaste vorwärts und mit der rechten Maustaste rückwärts. Beginnend mit der ersten Reihe an Werkzeugen links habt Ihr die Auswahl aus den Zeichenstiften, den Radierern, Größenmenus, den Füllwerkzeugen, festen Symbolen wie Herzen u.ä. und den Vergrößerungswerkzeugen. Die große Fülle an Möglichkeiten beginnt schon bei den Pinseln , bei denen Ihr aus 9 verschiedenen wählen könnt. Vom einfach Pinsel über Kreidestift bis zum Airbrush Werkzeug reicht dabei die Auswahl. Rechts habt Ihr neben vielen Farbtönen auch Texturen zur Auswahl mit denen man zeichnen kann. Ebenso kann man die Größe der Pinsel einstellen. Toll ist der Effekt der Verwischdaumens, mit dem man ebenfalls mit verschiedenen Stärken tolle Effekte erreicht und z.b. Texturen verschwommen darstellen kann. Dazu kommt nun die Kombination mit z.b. der Lupe, wo man Objekte pixelgroß machen kann und so auch kleinste Flächen füllen kann. Z.b mit dem Füllwerkzeug das man ebenfalls mit Farben und den möglichen Texturen nutzen kann. Auf jeder Seite der linken Menus ist am Ende ein kleines Hundesymbol, mit dem man den letzten Schritt rückgängig machen kann. Ebenso stehen neben einem Löschwerkzeug für die gesamte Seite auch welche zur Verfügung mit denen einzelne Stellen retuschiert werden können. Klickt man nun auf dem linken Menu den Pfeil unten erscheinen komplett neue Menupunkte, die es in sich haben. Oben kann man per Pfeil gleichzeitig an 2 verschiedenen Motiven arbeiten, ohne das irgendwas verloren geht. Man kann ebenso Objekte ausschneiden und ab eine andere Stelle platzieren. All dies ist ohne Probleme möglich und mit der Maus toll machbar.
Man kann Objekte, als ganzes oder ausgeschnitten in alle Richtungen drehen und die Größe verändern. Aber es wird noch besser. Ebenfalls auf der 2. Menuleiste vorhanden sind z.b. Effekte . Hier kann man seinen Bildern wie in guten Zeichenprogrammen nette Effekte zuweisen. Laßt doch mal ein Bügeleisen drüberfahren oder einen Regeneffekt einbringen. Es gibt viele Möglichkeiten diese zu nutzen Ihr könnt die Bilder verzerren, verformen oder Kontraste verändern. Bei den Effekten kann man nun unendlich herumprobieren. Denn hier existiert neben dem Rückgängig machen eines Arbeitschrittes auch die volle Wiederherstellung des Ausgangsproduktes. Über das Farbtablett könnt Ihr eigene Farbtöne entwickeln und zuweisen. Das macht auch wirklich viel Spaß. Highlight für mich sind aber fertige Ausgangsprojekte, die danach unter dem Mario Kopf schlummern und ausnahmslos mit Nintendo Produkten zu tun hat. Hier gibt es für die Spiele Mario, Mario Kart, Zelda, Starfox, Banjo Kazooie, Kirby, Yoshi oder Pokemon eigene Menus, deren Inhalt dann immer auf der rechten Seite zu sehen sind. In allen gibt es mehrere Seiten. Dabei findet man alle möglichen Charaktere als Cliparts in allen möglichen Variationen. Dabei sind auch viele dabei die euch von vielen Magazinen oder auch bei uns ab und zu enthalten sind. Mario auf seinem Kart oder Banjo der Kazooie trägt sind da nur die eine kleine Auswahl. Wirklich unglaublich was die Entwickler hier alles reingepackt. Das ganze hat auch Sinn. Z.b. kann man eine Mario Figur per Hot Swapping in Sim City hineinkopieren und als Weltwunder einbauen. Es ist also nicht nur eine Arbeit in Mario Artist ohne Kontakt nach außen. Wählt man nun eines dieser Cliparts an, ist ebenfalls alles mögliche damit machbar. Vor allem Textur und Nachzieheffekte wirken einfach toll und geben den Bildern etwas edles. Aber es geht noch weiter. Ein nächster Punkt ist die Artwork Abteilung die nicht minder zu bieten hat. Vorgefertigte Artworks samt Hintergund zu allen Nintendospielen kann man hier nutzen und als Hintergrund z.b. einbauen. Gerade zu Zelda sind schöne Sachen dabei, die wir hier noch nie gesehen haben. Wem die Spiele nicht als Motive nicht reichen finden in den nächsten Punkten weitere massive Auswahl. Neben schwarz weiß Vordrucken , die eher zum ausmalen gedacht sind finden sich Echtfarbfotos, verschiedene Körperteile wie Münder, Köpfe und nicht zuletzt Cliparts aus dem wahren Leben. Von Tieren über Obst bis zu Landschaftsbildern ist alles dabei was den angehenden Künstler von nutzen sein könnte.
Schon allein dadurch und die vielen Zeichenwerkzeuge und Effekte sind unglaublich viele Möglichkeiten vorhanden die euch Nächte davor sitzen lassen. Eine Schwäche gibt es aber auch. Die Schriftabteilung . Neben den japanischen Kanji Zeichen gibt es natürlich auch die uns bekannten Zahlen und Buchstaben. Allerdings fehlen verschiedene Fonts zur Auswahl. Lediglich Farbe, Größe oder Textur der Schrift kann ändern. Dafür kann man auch hier aus japanischen Werbetafeln auswählen, was uns zwar nichts nützt, aber nett anzuschauen ist. Auf der dritten Seite sind nun die ganzen technischen Dinge vertreten. Oben zunächst die Menupunkte für das Material das Ihr einspielen wollt. So ist z.b. das Capture Modul enthalten. Hier kann man nun per Videokamera oder Recorder Bilder uns Sequenzen einspielen. Desweiteren die GB Camera, die es möglich macht euer eigenes Bild einzuladen und zu bearbeiten. Auch hier sind dann z.b. Weltwunder mit eurem Gesicht in Sim City möglich. Desweiteren ist auch ein Menupunkt zum Diskwechsel vorhanden. Drückt man ihn kann man wie schon erwähnt Programme tauschen. So natürlich auch die anderen Programme der Mario Künstlerreihe wie den Polygon Maker oder den Picture Maker.Darunter befinden sich nun die Speichern und Laden Menus. Will man ein Spiel speichern klickt man das entsprechende Menu an. Danach erscheinen unten im Bild 10 verschiedene Container . Will man speichern klickt man einen Container an und kann nun rechts aus leeren Speicherplätzen wählen. Je nach Größe des Bildes sind Unmengen an Speichermöglichkeiten vorhanden. Zur Kontrolle ist eine Prozentangabe enthalten wie voll der Speicherplatz schon ist. Danach gibt man seinen Bild einen Namen und speichert. Dabei stehen auch unsere Buchstaben und Zahlen zur Verfügung. Die letzten Menupunkte hier bieten euch die Möglichkeit das Bild im Vollbild ohne Menus zu bestaunen oder auch die Hintergrundmusik zu ändern. Klingt zwar alles sehr japanisch verspielt, aber trotzdem entspannend und keineswegs nervend. Allein schon der 2D Part auf lange Sicht überzeugen. Aber das ist bei weitem noch nicht alles. Der zweite Menupunkt bringt euch zu einem kleinen Filmstudio . Dieses ist direkt abhängig zum 2D Part. Denn hier könnt Ihr kleine Filmchen selber erstellen. Dabei muß man jede Szene im 2D Part zeichnen und kann danach einzelnen Frames zu einem Film zusammenschneiden. Erinnert sehr an ein Daumenkino das wir wohl alle mal irgendwie in der Hand hatten.
Auch diese könnt Ihr seperat abspeichern und so immer wieder vorführen. Man darf nie vergessen das sich dieses Programm an Kinder richtet. Ein Adobe Premiere erwartet hier niemand. Aber mit den Möglichkeiten kann man trotzdem vieles anstellen. Sei es einen Strand als Hintergrund zu nehmen und in einem kleinen Filmchen Mario von links nach rechts laufen lassen. Der Phantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Der dritte Menupunkt ist für alle gedacht denen die Texturen in N64 Spielen nicht gefallen und schon immer mal selber Hand anlegen wollten. Denn hier hat man ein kleines Entwicklungsstudio integriert. Aus verschiedene Themenvorgaben kann man vollständig in 3D ablaufende Spielsequenzen bearbeiten. Dabei kann man nun allen Gebilden und zu sehenden Objekten neue Texturen geben. Auch hier kann man z.b. einem Saurier oder Fisch eine Mariotextur verpassen. Sieht ungewöhnlich aus. Oder Umgebung total verfremden. Für mich zwar das schwächste Programm im Paket, aber eine nette Zugabe die mal was anderes ist. Eine weiteres tolles Feature um seine Projekte nicht umsonst gemacht zu haben ist der Punkt, das auch Mario Artist kompatibel zum Onlinedienst Randnet ist. Eure Bilder könnt Ihr z.b. uploaden oder aus vorhandenen Galerien downloaden. Ihr könnt eure Randnet Mails damit schmücken und so kleine Telegramme versenden. Alles Dinge bei früherem Erscheinen des ganzen Umfeldes und des 64DD viele Fans gefunden hätte. So ist es eher ein Testlauf für den Onlinedienst für Nintendos neue Konsole. Der letzte und 4. Punkt im Auswahlmenu ist ein reiner Viewer , in dem Ihr alle Projekte sei es ein Bild oder Filmchen anschauen könnt. Dazu kann man die Container direkt anwählen und anschauen was drin ist. Das ganz in verschiedenen Rahmen. Eher zur Präsentation gedacht um nicht immer das entsprechende Programm zu öffnen. Wer Freunde dabei hat die ebenfalls eine kreative Ader haben kann die 2D Abteilung z.b. auch zu viert nutzen und so jeder an seinem Teil im Bild arbeiten. Sieht zwar lustig aus wenn 4 Pinsel über dem Schirm huschen ist aber nur bei 2 Mann wirklich noch vertretbar. Bei 3 oder 4 Personen wirds doch immer hektischer, das jeder meist einen anderen Menupunkt braucht und so ein wildes Geklicke und Warterei die Folge ist. Trotzdem ein Programmpaket das viel zu bieten hat und viel Spaß bereiten kann. Vor allem da die eigenen Kreationen nicht nur zum Spaß gemacht werden, sondern in anderen Produkten nutzbar sind gefällt mir sehr. Auch wenn ich immer Sim City anbringe finde ich es gerade dort toll eigene Objekte in das Spiel zu integrieren, da es irgendwie einmalig ist in der Konsolenwelt. Hier ist Nintendo auf dem richtigen Weg. Schade das wie die anderen Programme die Europäer oder Amis in den Genuß kommen. Denn für die kreativen jüngeren Spieler ist dieses Programm ein gefundenes Fressen. Und es ist ja auch nur der Anfang.....!

Wertung

Matthias Engert
(11.08.2000)

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